Pressearbeit
Buchen. Fast zwei Jahre sind es her, dass der Gemeinderat das Thema Einführung der Gemeinschaftsschule mit Blick auf die weitere Entwicklung mehrheitlich "auf frühestens 2016" vertagt hat, für die sich die Karl-Trunzer-Schule als Ganztages-Werkrealschule mit Zustimmung aller schulischen Gremien vehement einsetzt. Jetzt haben die Eltern eine "Elterninitiative pro Gemeinschaftsschule" gegründet.
Die Elterninitiative wird dahingehend bestärkt durch das einstimmige Votum des Gesamtelternbeirates der Buchener Schulen für die Einführung einer Gemeinschaftsschule an der Karl-Trunzer-Schule sowie die vor eineinhalb Jahren durchgeführte Fremdevaluation mit "exzellenten Ergebnissen" im Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung.
Gleichzeitig sucht die Elterninitiative weitere Unterstützer aus allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere aus den Reihen der Eltern zukünftiger Schülergenerationen. Durch verschiedene Aktionen will die Elterninitiative über Chancen und Potenzial sowie das Lernkonzept der Gemeinschaftsschule informieren, erklärten die Vorsitzende der Initiative Mandy Fischer-Ludwig sowie Ralf Künkel, Andrea Müller-Helm, Guy Sutter und Sabrina Eberle. "Es geht an der Karl-Trunzer-Schule ums Überleben, und daher ist es wichtig, die Eltern für die Gemeinschaftsschule zu mobilisieren", betonten sie.
KTS-Schulleiter Walter Scheuermann erklärte, nach der Landtagswahl und den erfolgten Schüleranmeldungen im Frühjahr 2016 - mit dem verstärkten Zugang auf das Gymnasium und nachlassenden Schülerzahlen an der Abt-Bessel-Realschule und der KTS, verständigten sich die beiden Schulleitungen, ein zukunftsweisendes Bildungsangebot für den Sekundarbereich 1 (Klasse 5 bis 10) in der Form zu entwickeln, dass beide Schulen nebeneinander mit einem eigenen pädagogischen Konzept bestehen können, wobei die KTS sich zur Gemeinschaftsschule weiterentwickeln müsste. An beiden Schulen bestünde dann die Möglichkeit, den Hauptschul- oder Realschulabschluss zu erwerben. Ein grundlegender Unterschied wäre die Ausgestaltung der ABR im Halbtagsbetrieb und die KTS im verbindlichen, bereits bewährten Ganztagsbetrieb. Damit könnte der Schulträger nach Einführung der Ganztagsgrundschule auch ein durchgängiges Ganztagsangebot im Sekundarbereich 1 für die Wahl der Eltern vorweisen. Unter solchen Gegebenheiten könnten beide Schulen eine noch engere Kooperation in organisatorischer Hinsicht anstreben, wie z.B. der gemeinsamen Nutzung der Räumlichkeiten, einem vielfältigen Angebot an Arbeitsgemeinschaften. Diese Position werde von beiden Schulen nach wie vor vertreten, so Schulleiter Scheuermann.
Als Vorteile der Gemeinschaftsschule werden von der Elterninitiative angeführt, dass diese eine leistungsorientierte Schule sei, die Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Begabungen durchgehend individuell fördert. Das Konzept orientiere sich an den Stärken und Talenten des einzelnen Kindes anstatt nur seine Schwächen zu benennen. Mithilfe genauer Lernzielabsprachen und intensiver persönlicher Betreuung durch die Lehrer werde das einzelne Kind eng begleitet, wodurch Selbstwertgefühl und die Motivation für das eigene Lernen gesteigert werden. Kinder und Jugendliche sollen unabhängig von Herkunft, sozialem Hintergrund und persönlichem Entwicklungstempo ein Höchstmaß an Bildungschancen in ihrer Schullaufbahn erhalten, wird als weiterer Pluspunkt hervorgehoben.
Pädagogisch könne die Elterninitiative zudem das Aussortieren und Stigmatisieren schwächerer Kinder am Ende der 4. Grundschulklasse nicht vertreten, Familien wollten sich zu Recht der gesellschaftlichen Ächtung entziehen. Weiterer Grund sei, dass Hauptschulen sowie Werkrealschulen landesweit "ausbluten" und zunehmend geschlossen werden. Schon im nächsten Schuljahr stehe zu befürchten, dass bei weiter abnehmenden Schüler- und Klassenzahlen der Ganztagesbetrieb an der Karl-Trunzer-Schule eingeschränkt und in den Folgejahren rückgeführt werden müsse. Sozial- und familienpolitische Entwicklungen lassen nach Ansicht der Initiative eher einen Ausbau als die Rückführung von Ganztagesangeboten notwendig erscheinen.
Ein Informationsabend zur Gemeinschaftsschule findet am Dienstag, 13. Dezember, um 19 Uhr in der Aula der Abt-Bessel-Realschule statt. Referentin ist die Rektorin der Fritz-Ulrich-Gemeinschaftsschule in Heilbronn-Böckingen, Christiane Ziemer. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende des Vereins für Gemeinschaftsschulen. Im Mittelpunkt stehen Chancen und positive Aspekte, die sich durch eine Einführung einer Gemeinschaftsschule in Buchen eröffnen würden. Eingeladen sind die Öffentlichkeit, Eltern der Grundschulkinder und Lehrer der Schulen sowie Vertreter der Stadtverwaltung und des Gemeinderates.
Möglicherweise steht im Januar 2017 das Thema Gemeinschaftsschule im Gemeinderat zur Entscheidung an. Bis dahin müssen allerdings die Eltern noch viel Überzeugungsarbeit bei manchen Kommunalvertretern leisten.
Sollten sie dabei erfolgreich sein, könnte der Antrag für die Einführung einer Gemeinschaftsschule dann im Juni 2017 gestellt werden. Im Falle einer positiven Entscheidung des Landes wäre das ersehnte Ziel dann mit Beginn des Schuljahres 2018/19 erreicht.
Text und Foto: F. Weidenfeld, RNZ