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Filmdoku "Die Arier"

Mo Asumang sensibilisierte Schüler in Sachen Rassismus. Das Foto zeigt sie an der Karl-Trunzer-Schule mit (v.l.) Alexander Weinlein und Markus Dosch von "Herz statt Hetze" sowie mit Rektor Walter Scheuermann.

Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete:

"Rassisten leben in ihrer eigenen Welt"

Regisseurin Mo Asumang sprach mit Jugendlichen über Rassismus

Rund 1000 Schüler sahen "Die Arier" 

 

[12.04.2018] "Wenn Sie wissen wollen, wie ein Schwarzer aussieht, sollten Sie zum Affengehege gehen", sagte Tom Metzger, der Gründer der "White Aryan Resistance" der Afrodeutschen Mo Asu- mang ins Gesicht, als sie ihn für ihre Do­kumentation "Die Arier" interviewte. Der US-Amerikaner vom "Weißen Arischen Widerstand" ist davon überzeugt, dass Weiße genetisch hochwertiger als Schwarze seien.

 

Mit rassistischen und menschenverachtenden Aussagen wie dieser befassten sich rund 1000 Schüler in Buchen, Adels­heim, Osterburken und Walldürn. Im Rahmen der Schul-Filmwoche war die be­kannte Moderatorin und Regisseurin Mo Asumang an sieben Schulen zu Gast. Sie zeigte den Schülern ihre Doku­mentation "Die Arier" und diskutierte mit ihnen über den Film. Stellvertretend für alle teilnehmenden Schulen berichtete die RNZ über den Filmvormittag in der Buchener Karl-Trunzer-Schule.

 

Auf einer persönlichen Reise versuch­te die Afrodeutsche Mo Asumang in ihrer Dokumentation herauszufinden, warum Rassisten ihre eigene "Rasse" für über­legen halten und machte sich auf die Su­che nach dem so genannten "Arier", dem "Herrenmenschen". Sie begab sich auf Nazidemos, reiste zu den wahren Ariern in den Iran, traf sich in den USA mit welt­weit berüchtigten Rassisten und begeg­nete dem Ku-Klux-Klan. Ihre Erlebnisse hielt sie in der Doku "Die Arier" fest. Sie führte die Interviews mit den Neonazis ohne Begleitschutz durch. Den Herren­menschen fand sie dabei selbstver­ständlich nirgends.

 

"Hatten Sie keine Angst davor, mit Neonazis und dem Ku-Klux-Klan zu sprechen?", wollte ein Schüler nach der Filmvorführung von Mo Asumang wis­sen. Die Regisseurin berichtete den KTS- Schülern, dass die Dokumentation auf gewisse Weise aus der Angst heraus ent­standen sei. "Ich bekam von der Neona­ziband 'White Aryan Rebels' eine Mord­drohung und hatte danach sogar in mei­ner Wohnung Angst", berichtete die Dokumentarfilmerin. "Ich habe mich dann entschieden, aktiv zu werden. Wenn man aktiv wird, kann man Ängste verlieren. Man geht nach vorne und lässt sich nicht in die Angst fallen." Sie suchte das Ge­spräch mit Rassisten und wagte sich auch auf Neonazi-Großdemos. "Indem ich im­mer wieder Neonazis getroffen habe, ha­be ich meine Ängste abgebaut." Sie er­gänzte: "Als ich dann bei den Dreharbei­ten feststellte, dass ich auf meine Fragen oft absurde Antworten bekam, gab mir das zusätzlich Oberwasser."

 

Asumang ist davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, mit Rassisten das Gespräch zu suchen. Nur so könne man etwas be­wegen. "Mitglieder rassistischer Grup­pen leben in ihrer eigenen Welt und stel­len keine Fragen. Aber wie sollen sie oh­ne Impulse von außen aus dieser Welt her­auskommen?"

 

Ein Schüler wollte wissen, aus wel­chem Grund sie die Morddrohung be­kam. "Wegen meiner Hautfarbe und weil ich durch meine Arbeit beim Fernsehen eine gewisse Popularität habe", sagte Mo Asumang. Aber die Drohung habe sich nicht nur gegen sie, sondern auch gegen Juden, Homosexuelle und Politikerin Ri­ta Süssmuth (CDU) gerichtet, weil sie sich für Frauen stark gemacht habe. "Ras­sisten geht es vor allem darum, die De­mokratie und demokratische Werte anzugreifen", sagte Asumang. "Wer sich gegen Rassismus einsetzt, schützt somit die Demokratie." Asumang wurde von den Schülern auch gefragt, ob sie immer noch Morddrohungen bekomme. Sie be­jahte. "Meistens kommen die Drohungen per E-Mail. Ich mache es dann so, dass ich nett zurückschreibe. So wird der Hass oft abgebaut."

 

An der KTS ging sie auch auf den Be­griff "Rasse" generell ein und gab den Schülern mit auf den Weg: "Wir sind alle Menschen und gehören somit, auch wenn wir untereinander verschieden sind, der gleichen Art an. Das sollte in den Schul­büchern stehen. Wer Menschen in 'Ras­sen' oder nach Religionen aufteilt, tut das, um andere zu diffamieren."

 

Dass in Deutschland immer mehr Bürger andere Menschen nach ihrer 'Rasse' einteilen, bekommt die Afrodeutsche auch im Alltag zu spüren, wie sie im Gespräch mit der RNZ berichtete: "Seit einiger Zeit spüre ich auf der Stra­ße wieder den 'bösen Blick'. Er kommt aus der Mitte der Gesellschaft, und ich habe ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gespürt. Das fühlt sich sehr seltsam an." Den Auf­schwung der AfD sieht sie sehr kritisch: "Die AfD will die Bevölkerung verunsi­chern, da verunsicherte Menschen leich­ter manipulierbar sind."

 

Die Verteidigung der Demokratie dürfe man, so Asumang auf Nachfrage der RNZ, nicht allein der Politik überlassen. "Wir sollten uns alle aktiv für die De­mokratie einsetzen und auch unsere Mei­nung sagen, wenn wir mit Rassisten ins Gespräch kommen. Dabei sollten wir die Gesprächspartner aber niemals verdam­men, da sie sich sonst nie aus ihrem Welt­bild befreien können."

 
Die Filmwoche wurde von "Herz statt Hetze" organisiert und von der Stadt Bu­chen, der Bücherei des Judentums Bu­chen, der KZ-Gedenkstätte Neckarelz, dem Jugendfonds Neckar-Odenwald und der Stiftung der "Internationalen Wo­chen gegen Rassismus" unterstützt.
Text: Tanja Radan, RNZ
Fotos: KTS