Filmdoku "Die Arier"
Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete:
"Rassisten leben in ihrer eigenen Welt"
Regisseurin Mo Asumang sprach mit Jugendlichen über Rassismus
Rund 1000 Schüler sahen "Die Arier"
[12.04.2018] "Wenn Sie wissen wollen, wie ein Schwarzer aussieht, sollten Sie zum Affengehege gehen", sagte Tom Metzger, der Gründer der "White Aryan Resistance" der Afrodeutschen Mo Asu- mang ins Gesicht, als sie ihn für ihre Dokumentation "Die Arier" interviewte. Der US-Amerikaner vom "Weißen Arischen Widerstand" ist davon überzeugt, dass Weiße genetisch hochwertiger als Schwarze seien.
Mit rassistischen und menschenverachtenden Aussagen wie dieser befassten sich rund 1000 Schüler in Buchen, Adelsheim, Osterburken und Walldürn. Im Rahmen der Schul-Filmwoche war die bekannte Moderatorin und Regisseurin Mo Asumang an sieben Schulen zu Gast. Sie zeigte den Schülern ihre Dokumentation "Die Arier" und diskutierte mit ihnen über den Film. Stellvertretend für alle teilnehmenden Schulen berichtete die RNZ über den Filmvormittag in der Buchener Karl-Trunzer-Schule.
Auf einer persönlichen Reise versuchte die Afrodeutsche Mo Asumang in ihrer Dokumentation herauszufinden, warum Rassisten ihre eigene "Rasse" für überlegen halten und machte sich auf die Suche nach dem so genannten "Arier", dem "Herrenmenschen". Sie begab sich auf Nazidemos, reiste zu den wahren Ariern in den Iran, traf sich in den USA mit weltweit berüchtigten Rassisten und begegnete dem Ku-Klux-Klan. Ihre Erlebnisse hielt sie in der Doku "Die Arier" fest. Sie führte die Interviews mit den Neonazis ohne Begleitschutz durch. Den Herrenmenschen fand sie dabei selbstverständlich nirgends.
"Hatten Sie keine Angst davor, mit Neonazis und dem Ku-Klux-Klan zu sprechen?", wollte ein Schüler nach der Filmvorführung von Mo Asumang wissen. Die Regisseurin berichtete den KTS- Schülern, dass die Dokumentation auf gewisse Weise aus der Angst heraus entstanden sei. "Ich bekam von der Neonaziband 'White Aryan Rebels' eine Morddrohung und hatte danach sogar in meiner Wohnung Angst", berichtete die Dokumentarfilmerin. "Ich habe mich dann entschieden, aktiv zu werden. Wenn man aktiv wird, kann man Ängste verlieren. Man geht nach vorne und lässt sich nicht in die Angst fallen." Sie suchte das Gespräch mit Rassisten und wagte sich auch auf Neonazi-Großdemos. "Indem ich immer wieder Neonazis getroffen habe, habe ich meine Ängste abgebaut." Sie ergänzte: "Als ich dann bei den Dreharbeiten feststellte, dass ich auf meine Fragen oft absurde Antworten bekam, gab mir das zusätzlich Oberwasser."
Asumang ist davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, mit Rassisten das Gespräch zu suchen. Nur so könne man etwas bewegen. "Mitglieder rassistischer Gruppen leben in ihrer eigenen Welt und stellen keine Fragen. Aber wie sollen sie ohne Impulse von außen aus dieser Welt herauskommen?"
Ein Schüler wollte wissen, aus welchem Grund sie die Morddrohung bekam. "Wegen meiner Hautfarbe und weil ich durch meine Arbeit beim Fernsehen eine gewisse Popularität habe", sagte Mo Asumang. Aber die Drohung habe sich nicht nur gegen sie, sondern auch gegen Juden, Homosexuelle und Politikerin Rita Süssmuth (CDU) gerichtet, weil sie sich für Frauen stark gemacht habe. "Rassisten geht es vor allem darum, die Demokratie und demokratische Werte anzugreifen", sagte Asumang. "Wer sich gegen Rassismus einsetzt, schützt somit die Demokratie." Asumang wurde von den Schülern auch gefragt, ob sie immer noch Morddrohungen bekomme. Sie bejahte. "Meistens kommen die Drohungen per E-Mail. Ich mache es dann so, dass ich nett zurückschreibe. So wird der Hass oft abgebaut."
An der KTS ging sie auch auf den Begriff "Rasse" generell ein und gab den Schülern mit auf den Weg: "Wir sind alle Menschen und gehören somit, auch wenn wir untereinander verschieden sind, der gleichen Art an. Das sollte in den Schulbüchern stehen. Wer Menschen in 'Rassen' oder nach Religionen aufteilt, tut das, um andere zu diffamieren."
Dass in Deutschland immer mehr Bürger andere Menschen nach ihrer 'Rasse' einteilen, bekommt die Afrodeutsche auch im Alltag zu spüren, wie sie im Gespräch mit der RNZ berichtete: "Seit einiger Zeit spüre ich auf der Straße wieder den 'bösen Blick'. Er kommt aus der Mitte der Gesellschaft, und ich habe ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gespürt. Das fühlt sich sehr seltsam an." Den Aufschwung der AfD sieht sie sehr kritisch: "Die AfD will die Bevölkerung verunsichern, da verunsicherte Menschen leichter manipulierbar sind."
Die Verteidigung der Demokratie dürfe man, so Asumang auf Nachfrage der RNZ, nicht allein der Politik überlassen. "Wir sollten uns alle aktiv für die Demokratie einsetzen und auch unsere Meinung sagen, wenn wir mit Rassisten ins Gespräch kommen. Dabei sollten wir die Gesprächspartner aber niemals verdammen, da sie sich sonst nie aus ihrem Weltbild befreien können."