Vertragsunterzeichnung
Sport soll soziale Kompetenzen stärken
Buchen. "Ein Projekt wie dieses ist einmalig in ganz Baden-Württemberg", so Wolfgang Eitel, Geschäftsführer des Badischen Sportbundes. "Ich bin schon hoch gespannt, das Modell in modifizierter Form auf andere Schulen und Vereine zu übertragen."
Gestern wurde in den Räumen der Karl-Trunzer-Schule in Buchen der Vertrag zu einem Projekt der besonderen Art unterzeichnet. Denn ab sofort sind Schüler, die sich an der Buchener Werkrealschule angemeldet haben, automatisch Mitglieder des TSV 1863 Buchen. Der Unterzeichnung des Vertrags ging eine Präsentation von Rektor Walter Scheuermann voraus, die den Versammelten das Konzept und die Bildungsideale der gebundenen Ganztagesschule - das bedeutet, dass die Teilnahme an der Ganztagesbetreuung für die Schüler verpflichtend ist - veranschaulichen sollte.
"Wir haben erkannt, dass wir vor allem an den persönlichen und sozialen Kompetenzen der Schüler verstärkt arbeiten und Grundlagen schaffen müssen. Die ganztägige Betreuung gibt uns den nötigen Zeitrahmen", erläuterte Scheuermann. "Wir wollen erreichen, dass sich die Schüler ihre eigenen Ziele setzen und diese dann verwirklichen." Ein weiterer netter Nebeneffekt sei, dass die Schüler im Regelfall keine Hausaufgaben hätten. Stattdessen erledigen sie diese innerhalb fest integrierter Zeiten in ihrem Stundenplan.
Neben Lehrern sind an der Karl-Trunzer-Schule außerdem eine Pädagogische Assistentin, Jugend-, Lern- und Berufseinstiegsbegleiter zu finden. Dadurch sei es möglich, intensiver auf die individuellen Förderbedürfnisse der Schüler einzugehen.
Gerade im sozialen Bereich habe man in letzter Zeit eine Negativentwicklung beobachtet. In vielen Fällen sei hier der massive Videospiel- und Fernsehkonsum verantwortlich, mit dem viele der Werkrealschüler ihre komplette Freizeit verbringen würden.
Das neue Kooperations-Konzept, das am gestrigen ersten Schultag besiegelt wurde, soll dieser Entwicklung nun entgegenwirken und die Schüler dazu bringen, ihre freie Zeit beim Mannschaftssport anstatt mit Fernbedienung und Controller in der Hand zu verbringen. So erlangen sie soziale Fähigkeiten, die ihnen die Zeit vor dem Bildschirm verwehrt.
"Wir haben festgestellt, dass sich viele der Jugendlichen den Begriff Sportverein gar nicht mehr so richtig vorstellen können", erläuterte Kurt Bonaszewski, Vorsitzender des TSV Buchen. Darum wolle man ihnen nun die Möglichkeit geben, den Verein durch die Schule kennenzulernen. Um die Finanzierung des Projekts - "durch die Mitgliedschaft entstehen ja immer Kosten, wie zum Beispiel die Versicherung" - hätten sich die beiden Paten Rainer Trunzer und Dr. Volker Schneider gekümmert.
Diese bezahlen die Mitgliedschaften für die rund 230 Schüler zwar nicht aus eigener Tasche, haben aber dafür gesorgt, dass es andere tun. "Die Paten öffneten die Türen für das Projekt und haben sich darum gekümmert, dass die Vereinsbeiträge künftig von verschiedenen Unternehmen gedeckt werden", so Bonaszewski weiter.
Eine Sache dürfe man hierbei jedoch nicht falsch verstehen. Es sei ihm wichtig zu betonen, dass es nicht das Bestreben des TSV sei, Vereinsmitglieder zu werben und Konkurrenz zu anderen Vereinen aufzubauen. "Uns geht es allein darum, die Schüler generell für sportliche Aktivitäten ,anzufüttern'. Wir haben nichts dagegen, wenn sie zu einem anderen Verein wechseln." Das Ziel der Zukunft sei, das Projekt mit allen interessierten Schulen in der Region durchzuführen.
"Auch wenn sich das auf kurze Sicht vielleicht etwas illusorisch anhört. Man darf ja nicht vergessen, dass das Ganze auch noch finanziert werden muss", so Kurt Bonaszewski.
Text: Gabriel Schwab, FN; Foto: KTS Buchen