Thema Organspende |
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"Tiefe Dankbarkeit" empfindet Rudi Wartha für den Menschen, der ihm eine Niere spendete. Das Lindenberg-Double brachte Schülern der KTS das Thema Organspende nahe. |
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Die RNZ berichtete am 28.11.2016
Mit fremder Niere Konzerthallen gerockt Udo-Lindenberg-Double Rudi Wartha beeindruckte die Schüler der KTS
[24.11.2016] "Ich habe ein neues Vorbild" - wenn ein junger Mensch voller Überzeugung diesen Satz ausspricht, muss ihn vorher jemand gehörig beeindruckt haben. Dieser Jemand heißt Rudi Wartha und wohnt in Lauda. Das Beeindruckende sind seine Lebensgeschichte und sein scheinbar nimmermüder Kampfgeist. Und die Neu-Beeindruckten sind die Neunt- und Zehntklässler der Karl-Trunzer-Schule Buchen. Sie hatten sich im Rahmen des Religionsunterrichts mit dem Thema "Organspende" befasst und lernten mit Rudi Wartha nun jemanden kennen, dem nach vielen Jahren schwerer Krankheit durch eine Nierentransplantation "ein neues Leben geschenkt" wurde. Aus erster Hand erfuhren die interessierten Jugendlichen zum einen von einem Leben unter Dialyse-Abhängigkeit; zum anderen aber auch von einer positiven Einstellung, die scheinbar nichts und niemand erschüttern konnte.
Noch interessanter machte den Vortrag die Tatsache, dass Rudi Wartha offizielles Double des deutschen Rockmusikers Udo Lindenberg ist und auch mit ihm zusammen auf Tournee geht. Denn dass Wartha die Bauchfelldialyse anhand mitgebrachter Materialien anschaulich erklären konnte, war an sich schon interessant genug; die Vorstellung aber, dass er diese regelmäßig im Tourbus in den verschiedensten Städten Deutschlands durchführte, nahezu unglaublich. Hätte es nicht ab und zu Bilder gegeben, die dies bewiesen.
Und so hingen die Schülerinnen und Schüler an seinen Lippen, als er seine dramatische Lebensgeschichte erzählte - vom ersten Zusammenbruch, den zunächst niemand mit einer ernsthaften Nierenerkrankung in Verbindung gebracht hatte; über viele Jahre, die er nur dank mehrfach täglich durchgeführter Dialysen überlebte, bis hin zu seinem "zweiten Geburtstag", dem 28. November 2010, als ihm in Heidelberg die Niere eines Organspenders erfolgreich transplantiert wurde. Und während die große Zuhörerschaft bei den zahlreich erlebten Rückschlägen regelrecht mitlitt, scheint Wartha genau davon profitiert zu haben, was er den Schülerinnen und Schülern immer wieder appellierte: "Nie aufgeben, auch wenn s einem noch so dreckig geht!"
Und es ging ihm "dreckig" - zweifelsohne. Als viele Jahre lang jeder Tag aus mehreren Stunden Dialyse bestand; als man keine Ader mehr fand, über die man hätte dialysieren können; als Notdialysen durch einen Schnitt im Hals durchgeführt wurden; als er "auf der Kippe" stand; als er mit Mitte 30 Rentner wurde; als ihm eine Transplantation versprochen und auf der Autobahn kurz vor Heidelberg wieder abgesagt wurde; als er nach der Transplantation tagelang an Höllenschmerzen litt, weil niemand merkte, dass der Harnleiter verletzt war; als die vielen Tabletten die Hüftknochen kaputt gemacht hatten...
Kopfschüttelnd bewunderten die "Neuner" und "Zehner" die positive Einstellung des Doubles, dessen Leben doch so glamourös hätte verlaufen können, der aber immer trotz aller Einschränkungen und des zeitlichen Korsetts versucht hat, sein Leben so normal wie eben möglich weiterzuleben. Und sie freuten sich mit ihm, dass er in Udo Lindenberg einen Freund gefunden hatte, der auch in den ganz schweren Zeiten für ihn da war; der ein Bild malte, das er zugunsten der Deutschen Nierenstiftung versteigern ließ, und dessen Auftritte bei Rudi Wartha unglaubliche Kräfte und Energie freisetzten. Als Lindenberg Wartha nach der Transplantation im Krankenhaus anrief und ihn zur Premiere des Musicals "Hinterm Horizont" nach Berlin einlud, gab es nur noch ein Ziel: "Ich musste schnell fit werden, ich wollte dabei sein". Und dabei bewiesen schon seine Gesichtszüge und der Klang seiner Stimme, was diese Auftritte für ihn und seinen Lebensmut bedeuteten. Steht er mit Lindenberg auf der Bühne oder auf dem roten Teppich, ist "alles easy!"
Nicht ganz so schön war der Klang seiner Stimme jedoch, als er den Bogen zum Thema "Organspende" schlug. Und die aufgelegten Folien legten die Gründe mehr als offen: Als Betroffener sehen zu müssen, dass Deutschland in der Tabelle der postmortalen Organspender den letzten Platz belegt, macht ihn traurig und wütend zugleich. Laut dieser Statistik spendeten 2015 von einer Million Menschen 10,8 (!) ihre Organe; und laut Deutscher Stiftung Organtransplantation standen 2015 in Deutschland 799 Nierenspendern 7530 "Wartende" gegenüber; Anzahl an Organspenden rückläufig.
Die Zahlen erschreckten die jungen Zuhörer; aber wie muss es bei diesen Zahlen erst Betroffenen gehen, die gerade in diesem Moment ihr Leben im Dialyse-Korsett verbringen?
Rudi Wartha könne nicht verstehen, warum man in Deutschland nicht mehr Aufklärung hinsichtlich der Organspende betreibe und die Politik tatenlos zuschaue, wie täglich drei Menschen sterben müssen, weil sie kein Spenderorgan bekommen. Das Mindeste sei, so sein großer Wunsch, dass man jeden Menschen wenigstens ein Mal zum Nachdenken bringt.
Auch sei es für alle wichtig zu wissen, dass es sich bei der Entnahme um eine ganz seriöse Operation handele, die erst dann erfolgen dürfe, wenn zwei Ärzte unabhängig den Hirntod des Patienten festgestellt haben. Weil die Politik es nicht tut, hat er sich nun selbst auf die Fahne geschrieben, Ängste abzubauen und Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Zu welchem Entschluss diese dann kommen, stehe auf einem anderen Stern.
Eines ist klar: Die Schülerinnen und Schüler der KTS denken darüber nach - im Hinterkopf einen Mann, der aufgrund einer Spende seinen Traum leben kann und der durchaus in der Lage ist, die Funktion eines Vorbilds zu übernehmen. Auch wenn sein eigenes Vorbild vermutlich der Nierenspender ist, für den er jedes Jahr am 28. November "eine Messe lesen lässt" - aus Dankbarkeit. Nein, kennen tue er die Person nicht, beantwortete er die Frage eines Schülers, aber "ich empfinde eine ganz tiefe Dankbarkeit". Text und Fotos: Ines Waldherr, KTS |
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Fotoserie "Mit fremder Niere ..."
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