Lerndorf "Steinzeit" |
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Lernen, das individuelle Potenziale nutzt Sechstklässler setzten sich in einem Lerndorf mit der Steinzeit auseinander
[06.-10.02.2017] Während die linken Nachbarn nützliche Utensilien aus Ton herstellten und die rechten Nachbarn selbst hergestellte Wände mit Höhlenmalereien verzierten, versuchte das Team in der Mitte die Entwicklung des Menschen auf der Erde aufzuarbeiten. Nebenan probte man für ein Theaterstück und die Bewohner von "Hütte" 5 sorgten auf ihren selbst gebastelten Trommeln für den richtigen Rhythmus. Was sich zunächst anhört wie ein Blick in fremde Welten war in Wirklichkeit ein so genanntes "Lerndorf". Die Sechstklässler der Karl-Trunzer-Schule setzten sich eine Woche lang auf eher ungewöhnliche Weise mit der Steinzeit auseinander... und am Ende des "Lerndorfes" war eines ganz klar: Lernerfolg und Spaß passen sehr wohl zusammen.
Jeden Morgen trafen sich die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse am so genannten "Markplatz", um in Einzelarbeit Aufgaben zu verschiedenen Facetten rund um das Thema Steinzeit zu lösen. Dabei war die Bandbreite groß: Von der Entwicklung der Werkzeuge über die Unterschiede zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit bis hin zur Verwertung eines gejagten Mammuts reichten die Themenfelder, um nur ein paar wenige zu nennen.
Mit diesen "neuen Kenntnissen" im Kopf trafen sie sich anschließend mit ihrer Sippe in ihrer gewählten "Hütte". Bei den Sippen handelte es sich um drei bis sechs Schüler große Teams, die in Zusammenarbeit einen Arbeitsauftrag zu erfüllen hatten. Die "Hütten" waren Nischen, die passend zu den Aufträgen eingerichtet waren. Wer an welchem Themengebiet mitarbeiten wollte, wurde in der Woche zuvor im Rahmen des Unterrichts gewählt.
Wohl wissend, dass jede Hüttengemeinschaft am Ende der Woche ihre Aufgaben und Ergebnisse der Klasse präsentieren darf, machten sich die Mädchen und Jungen motiviert an die Arbeit.
In der "Hütte der Realität und Fantasie" stand die Entwicklung des Menschen und die Ausbreitung des Jetztzeitmenschen auf der Erde im Vordergrund - und somit "zwangsläufig" auch der verantwortungsbewusste und sinnvolle Umgang mit Informationsquellen sowie die richtige Auswertung von Diagrammen und Tabellen und die Wahl entsprechender Präsentationsformen. Aber bei all der Realität kam auch die Fantasie nicht zu kurz: Am Ende des Zeitstrahls durfte sich das Team überlegen, wie der Mensch in 100.000 Jahren aussehen könnte.
Das Team aus der "Hütte der Musik" bastelte nach Anleitung Steinzeittrommeln und bemalte diese der Epoche entsprechend. Außerdem schrieben sie einen Steinzeit-Rap, in den sie ihre Informationen über das damalige Leben einarbeiteten. Das Rappen kombiniert mit dem rhythmischen Trommeln bedurfte dann doch etwas mehr Übung (und Zeit), als die Truppe bei der Planung der Arbeitsschritte vorgesehen gehabt hatte.
In der "Hütte der Höhlenmalerei" war die Sippe zunächst damit beschäftigt, aus Pappmaschee eine Felswand herzustellen und an dieser die Kunst der Höhlenmalerei auszuprobieren. Sie erfanden und malten nicht nur eine realistische Jagdgeschichte, sondern informierten in einem Kurzreferat auch über das Entstehen und die Gründe dieser ungewohnten Kunst.
Auch nebenan waren Praxis und Theorie gut verknüpft: Die Mädchen und Jungen in der "Hütte des Töpferhandwerks" beschäftigten sich zum einen mit dem Handwerk an sich sowie der Herstellung und Lagerung von Ton, worüber sie den Rest der Klasse in einem Referat informieren sollten. Zum anderen durften sie sich Tongefäße überlegen und herstellen, die sie für ein Frühstück der "Sippe" benötigen würden.
Unterdessen feilte die Gruppe in der "Hütte des Schauspiels" daran, ein Theaterstück zu erstellen, bei dem es um eine Zusammentreffen von Jung- und Altsteinzeit'lern geht. Hochmotiviert holten sie sich Informationen über die unterschiedlichen Lebensweisen ein, um sie anschließend spielerisch zu verpacken. Und so ergab sich im Laufe weniger Tage ein selbstständig gestalteter Einakter, der aufzeigt, welche Fragen aufkommen, wenn umherziehende Jäger und Sammler ohne festen Wohnsitz niedergelassenen Bauern und Viehzüchtern begegnen. Die sechsköpfige Gruppe schaffte es, in hervorragender Zusammenarbeit Lebensweise, Nahrungsbeschaffung, Entwicklungen und vieles mehr derart gut zu verarbeiten, dass man meinen könnte, sie hätten irgendwo ein fertiges Theaterstück ausfindig gemacht. Eigens mitgebrachte Utensilien taten ein Übriges.
Und so avancierte auch der Präsentationstag zu einem großen Erfolg. Alle Schülerinnen und Schüler zeigten zusammen mit ihren Teams dem Rest der Klasse ihre Arbeitsergebnisse und informierten über den theoretischen Hintergrund. Als der Applaus für eine gelungene Woche voller Teamwork verklungen war, reflektierte jeder für sich noch einmal darüber, warum die Arbeit im Lerndorf wie gut geklappt hatte, was ihrer Meinung nach die Basis für eine solch gute Zusammenarbeit bildet und warum es allen so viel Spaß bereitet hatte; aber auch, wo es geknirscht hatte, welche Probleme es gegeben und wie man diese zu lösen versucht hatte.
So brachte diese besondere Schulwoche nicht nur einen großen Lernerfolg, sondern auch viele Möglichkeiten, das Bewusstsein für übergreifende Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Zeitmanagement, Hilfsbereitschaft, Kreativität und vieles mehr zu vertiefen und - was den verantwortlichen Lehrkräften Hanna Uhl und Ines Waldherr ebenfalls ganz wichtig war - zu erkennen, was mit Teamwork, angemessenem Umgang miteinander und dem Einbringen unterschiedlicher Stärken so alles erreicht werden kann. "Am Montag hätte ich nie gedacht, dass wir das schaffen", traf ein Schüler den Nagel auf den Kopf, "aber dann haben wir überlegt, wer was machen könnte ... und plötzlich hatten wir alles."
Und liest man die Reflexionsbögen, haben viele Sechstklässler in dieser Woche noch etwas verstanden: Falsche Entscheidungen gehören einfach dazu; und an manchen Stellen ist es sinnvoll, wieder ein Stück rückwärts zu gehen oder die Uhr gar nochmals auf Null zu stellen, um danach dafür umso schneller vorwärts zu kommen. Text und Fotos: I. Waldherr |
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Vorbereitung und Aufbau
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Durchführung
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Präsentation und Reflexion
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Pädagogischer Hintergrund
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DAS LERNDORF - ein Modell zur kognitiven Aktivierung und Förderung der Selbstständigkeit
Der amerikanische Intelligenzforscher Howard Gardner fordert aufgrund einer Vielzahl seiner Studien sich von der Vorstellung einer einheitlichen Intelligenz zu verabschieden. Um individuelle Potenziale, Begabungen und Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen und entsprechend zu fördern, hat er die Theorie der multiplen Intelligenzen entwickelt.
Gardner unterscheidet neun verschiedene Intelligenzformen:
Im Bild eines "Lerndorfes" verdeutlicht Gardner wie schulisches Lernen aussehen könnte, das möglichst alle Intelligenzen anspricht, nutzt und fördert.
Wie das "Lerndorf-Modell" als Beispiel für gelingendes Lernen im Umgang mit Heterogenität gestaltet werden kann, haben unsere beiden Lehrerinnen, I. Waldherr und H. Uhl, wie oben dokumentiert gezeigt. Am Thema "Steinzeit" wurden im "learning by doing" verschiedene Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll gefestigt und erweitert. |
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